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Der Speicherclou aus Norwegen
Polymere statt Silizium

Hannover, 2. Februar 1998 - Für nur wenige Groschen will die kleine norwegische Firma Opticom auf Kunststoff-Basis einen Speicher mit einer Kapazität von bis zu 170 000 Gigabyte herstellen, der auf einer Scheckkarte Platz findet. Schon im kommenden Jahr soll das erste Produkt in Serie gehen.

Bewahrheitet sich diese Ankündigung, bedeutet das eine Revolution für die gesamte Computerindustrie. Festplatten, CD-ROMs, Tapes, aber auch Flash-Speicher und sogar RAM beziehungsweise ROM wären durch diese neue Technologie ersetzbar. In seiner aktuellen Ausgabe 3/98, informiert das Computermagazin c't über die Hintergründe des Super-Chips aus der norwegischen Entwicklungsschmiede.

Das Prinzip des organischen Speichers ist so einfach wie genial: Eine Polymerschicht, die über eine Passiv-Matrix angesteuert wird, strahlt Licht auf das Speichermedium, eine Proteinschicht. Das Licht schaltet die Proteine zwischen zwei stabilen Zuständen hin und her. Die beiden Zustände unterscheiden sich vor allem darin, welche Lichtfarben sie absorbieren und welche sie durchlassen. Einmal geschaltet, bleiben die Zustände auch ohne Licht stabil. Mit Licht geringerer Intensität, das den Speicherinhalt nicht löscht, liest man die Daten aus.

Über das konkrete Herstellungsverfahren hüllte sich Hans Gude Gudesen, Direktor des Opticom-Forschungsteams, gegenüber c't in Schweigen. Opticom sei zwar der geistige Urheber der Speichertechnologie - auch wenn die eingereichten Patente noch nicht bestätigt sind - doch könne die 25köpfige Osloer Firma nicht selbst produzieren. Sie sei deshalb gegenüber Partnerunternehmen zu Stillschweigen verpflichtet.

Die Technik selbst sei jedoch schon so weit entwickelt, daß sie sich für die Massenfertigung eignet. Spätestens im kommenden Jahr werde ein erster Proteinspeicher als Serienprodukt auf den Markt kommen. Bisher verfügt Opticom über zwei Prototypen; allerdings bestehen diese nur aus einer Polymer-Schicht; über die Speicherkapazität macht Hans Gude Gudesen keine Angaben.

Ob Opticom bei den dreidimensionalen Proteinspeichern die Nase vorn hat, ist noch ungewiß. Eins ist jedoch sicher: Der Polymerelektronik gehört die Zukunft. Bereits seit Jahren wird in Uni-Instituten und in den Labors großer Konzerne fieberhaft geforscht. Zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen und Vorträge sowie die illustre Reihe der Patentinhaber zum Thema Polymer-LED und Polymerherstellung wie zum Beispiel von AT&T, Motorola, Philips, Sharp, Toshiba und Xerox belegen dies.