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Einmal klicken 200 Dollar
Gefährliches Internet-Milieu

Hannover, 10. November 1997 - Verkommt das Internet zum virtuellen Rotlichtbezirk? Die Lust an schmuddeligen Bildchen und schlüpfrigen Chats läßt die Internet-Pornographie boomen. Auch das organisierte Glücksspiel lockt: in den USA hoffen daddelsüchtige Surfer beim Poker, Würfelspiel oder Roulette im Netz auf schnelles Geld. Dabei kostet ein Mausklick schon mal 200 Dollar.

Die Diskussion in Medien und Politik um die Internet-Pornographie vermittelt dem Bundesbürger den Eindruck, daß er im World Wide Web ständig auf verbotenes Material stößt. Erfahrene Internet-User wissen, daß diese Darstellung mehr als übertrieben ist - der Run auf digitalisiertes Fleisch ist jedoch ungebrochen. Die Statistiken der Suchmaschinen belegen es eindrucksvoll. Rund die Hälfte der Anfragen betrifft sexuelle Inhalte. Und so ist es auch nicht verwunderlich, daß die Porno-Sites erkleckliche Beträge einspielen.

In den USA hat neben der Pornoindustrie auch das organisierte Glücksspiel das Web entdeckt. Mit Erfolg: Wirtschaftsexperten beziffern die Umsätze der Online-Spielhöllen derzeit auf 200 Millionen Dollar; bis zum Jahr 2000 sollen es 10 Milliarden werden. In Deutschland hingegen zeigt die Branche Respekt vor den strengen Spielbankgesetzen. Zwar betreiben praktisch alle deutschen Spielbanken Werbung im Web, doch an Zockerei um echtes Geld wagt sich bislang keine. Damit die Online-Aktivitäten wenigstens etwas Geld einspielen, haben sich die Betreiber auf das Abgreifen von Nutzerprofilen per legalem Preisausschreiben verlegt.

Die Sex- und Glücksspielindustrie erobert das Internet; das Medium mit schmuddeligem und unseriösem Inhalt gleichzusetzen, wäre jedoch fatal. Allem Boom zum Trotz: das Rotlichtrevier im World Wide Web stellt nur eine Facette von vielen dar und es liegt an den Netzteilnehmern, daß dies so bleibt, urteilt das Computermagazin c't in seiner aktuellen Ausgabe 13/97.