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Elektrosmog: Restrisiko bleibt
Diskussion zwischen Hysterie und Bagatellisierung

Hannover, 29. Juni 2000 - Man kann ihn weder riechen, sehen noch schmecken: Elektrosmog, verursacht durch elektromagnetische Felder. Ob und wann er für Menschen schädlich ist, wird immer wieder kontrovers diskutiert. Den Status quo der Untersuchungen beschreibt das Computermagazin c't in seiner aktuellen Ausgabe 14/00.

In unseren Haushalten sind immer mehr High-Tech-Geräte im Einsatz. Doch Handys und Schnurlostelefone, Mikrowellengeräte, Babyfone, Alarmanlagen, Fernsehgeräte und Computermonitore sind nicht nur nützliche Helfer, sondern auch Strahlungsquellen elektromagnetischer Felder und damit Erzeuger von Elektrosmog. Außerhalb der eigenen vier Wände führt insbesondere der flächendeckende Ausbau des Mobilfunks dazu, dass die hoch frequente elektromagnetische Strahlenbelastung steigt.

Während Kritiker erhebliche Gesundheitsrisiken befürchten, geht die Wissenschaft bislang von einer geringen Belastung der Allgemeinheit aus. Zu diesem Schluss kommt auch die Independent Expert Group on Mobile Phones (IEGMP) in ihrem im Mai veröffentlichen Report zum Thema Gesundheitsrisiken der Mobiltelefonie.

Allerdings, mahnen die Briten, gibt es deutliche Anzeichen, dass die Strahlung mit Intensitäten unterhalb der gültigen Grenzwerte direkte, kurzfristige Einflüsse auf die Hirnstromaktivitäten und die kognitiven Funktionen des Gehirns hat. Vor allem Kinder sind auf Grund ihrer dünneren Schädeldecke und des sich noch entwickelnden Nervensystems gefährdet. Daher müsse die Mobilfunkbranche schon jetzt in die Pflicht genommen werden und auf das Vorsorgeprinzip setzen, bis es fundierte Erkenntnisse gibt.

So fordern die Experten beispielsweise, dass Mobilfunkbetreiber Kinder als Zielgruppe von ihren Marketingaktivitäten ausnehmen. Handyhersteller sollten sich auf standardisierte Tests zur Strahlenbelastung verständigen und Messergebnisse auf den Endgeräten angeben, damit die Verbraucher eine bewusstere Kaufentscheidung treffen können. Außerdem sollte die Errichtung von Basisstationen in Wohngebieten gründlich geprüft werden.

Epidemiologische Auffälligkeiten zwischen der Handynutzung und der Häufigkeit von Krebserkrankungen sind bisher nicht beobachtet worden, aber die Erforschung von Langfrist-Effekten steckt erst in den Kinderschuhen. Ein internationales EMF-Projekt, das 1996 von der Weltgesundheitsorganisation WHO initiiert wurde, soll Aufschluss über Langzeitrisiken geben. An mehr als 6000 Probanden werden so genannte Fall-Kontroll-Studien durchgeführt. Erste Ergebnisse sind hier jedoch erst in drei bis vier Jahren zu erwarten. Bis dahin müssen Handy-User mit der Ungewissheit leben.

Hinweis für Hörfunkredaktionen: Ein Radiobeitrag zu diesem Thema sowie O-Töne von c't-Redakteur Jürgen Kuri sind unter 0 51 39/99 92 50 beim c't-Hörfunk-Service abrufbar.