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Medizinische Beratung im Internet schon Realität
Arztbesuch per E-Mail

Hannover, 20. April 2000 - Die deutsche Berufsordnung für Ärzte verbietet eindeutig die Ferndiagnose und damit auch ärztliche Online-Beratung. Deutsche Patienten können allerdings schon jetzt Gesundheitsberatung per Internet auf ausländischen Websites nutzen, berichtet das Computermagazin c't in seiner aktuellen Ausgabe 9/2000.

Im Zeitalter der weltumspannenden Netze beeinflusst die Entwicklung im Ausland auch Deutschland. Denn Gesetzgeber in anderen Ländern setzen oft weniger enge Grenzen als das deutsche Recht. Die US-amerikanische Ärztevertretung AMA beispielsweise untersagt lediglich, im Rahmen der Fernsprechstunde Medikamente zu verschreiben.

Der finnische Anbieter Atuline führt bereits seit Dezember 1999 eine ‚virtuelle Arztpraxis' im Testbetrieb - in finnischer, schwedischer, französischer, englischer und auch deutscher Sprache. Registrierte Nutzer können sich gegen Zahlung einer einmaligen Aufnahmegebühr plus gestaffelter Gebühren für die jeweilige Anfrage behandeln lassen. Die Online-Redaktion leitet die Patientenanfragen an unter Vertrag stehende Ärzte weiter.

Der Sozialmediziner Gunter Eysenbach, Leiter der Arbeitsgruppe Cybermedizin an der Universität Heidelberg, sieht im Informationszeitalter vor allem die Möglichkeit einer verbesserten Patienteninformation. Unter Einhaltung strikter Qualitätskontrollen kann er sich auch in Deutschland medizinische Online-Beratungen vorstellen, etwa bei Fragen zu Medikamentenwechselwirkungen.

Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer sieht in der Integration von Informationstechnik in das Gesundheitswesen ganz neue Chancen und Möglichkeiten. Gesundheitsministerium und Krankenkassen erhoffen sich von der Cybermedizin vor allem Einsparungen im Gesundheitswesen. Ein reibungsloser Informationsfluss könnte Kliniken, Arztpraxen und Rehabilitationszentren eine bessere Koordination interner Arbeitsabläufe ermöglichen.