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Schnittstellen machen Daten anfassbar
Mit Tangible Interfaces den Rechner be-greifen

Hannover, 29. September 2008 - Aus Bauklötzen wird ein modularer Synthesizer und aus Schienen von Holzeisenbahnen eine Programmiersprache für Roboter: anfassbare Benutzerschnittstellen, so genannte Tangible Interfaces, liegen im Trend, schreibt das Computermagazin c't in der aktuellen Ausgabe 21/08.

Multitouch-Displays sorgen derzeit für viel Furore. Sowohl Apples iPhone als auch Microsofts Monitor-Tisch Surface setzen auf Hautkontakt. Manche Forscher und Designer geben dem Anwender aber noch mehr in die Hand. Bei ihren Prototypen verkörpern greifbare Gegenstände Daten und Operationen, die man wie Figuren eines Brettspiels verschieben und neu kombinieren kann. So zum Beispiel auch bei dem reacTable der Music Technology Group der Universität Pompeu Fabra in Barcelona. Dabei handelt es sich um eine runden Tisch mit lichtdurchlässiger Platte, auf dem man Musik machen kann. Würfel klingen selbst, Rhomben ergänzen Effekt und Halbkugeln sorgen für das Tempo. Von unten nimmt eine Infrarot-Kamera das Geschehen auf der Oberfläche auf, während ein Projektor grafische Elemente einblendet. Man spielt auf dem reac-Table, indem man verschiedene Plexiglaselemente auf ihm bewegt.

Anwendung finden Tangible Interfaces aber nicht nur in der Musik oder im Spielbereich. Auch bei der Planung für die Umgestaltung von Stadtvierteln haben sie sich schon bewährt. Anwohner können sich Bauprojekte anhand eines konkreten Modells deutlich besser vorstellen als auf Grundlage eines Plans aus einem CAD-Programm.

Mit dem Ziel, den Umgang mit Daten und Rechnern intuitiver zu gestalten, hat sich im Frühjahr in der Gesellschaft für Informatik, dem deutschen Berufsverband der Computerspezialisten, eine Arbeitsgruppe für "Be-greifbare Interaktion in gemischten Wirklichkeiten" gegründet. "Gemischt" werden dabei echte Gegenstände und virtuelle Objekte im Rechner; beides lässt sich koppeln, sodass man direkt aus der materiellen Umgebung auf digitale Daten zugreifen kann. Die reale Welt muss dabei nicht auf eine Tischplatte und markierte Klötzchen beschränkt bleiben, sondern kann auch den Anwender selbst mit einschließen: So bringen Forscher der Arbeitsgruppe Digitale Medien an der Universität Bremen ihrem "Mixed Reality Tisch" gerade bei, über eine Reihe von Infrarot-Distanzsensoren einzelne Benutzer zu orten.