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Lieferando bewirbt Hass-Profil auf Google-Maps

Hannover, 1. November 2023 – Auf Google Maps bewarb der Essenslieferdienst Lieferando ein Hate-Profil eines hannoverschen Döner-Restaurants. Nach Recherchen des Computermagazins c’t handelte es sich dabei jedoch nicht um eine Schlammschlacht zwischen Deutschlands größtem Essenslieferdienst und einem abtrünnigen Partnerrestaurant. Vielmehr war das rufschädigende Fake-Profil im Google-Prüfverfahren nicht als solches erkannt worden.

Werbung für Gammelfleisch-Döner? In Google Maps entpuppte sich der auffällige Eintrag „Kotz Alanya Gammelfleisch GbR“ beim Heranzoomen als „Anzeige von Lieferando“. In der höchsten Zoomstufe von Google Maps war zudem zu erkennen, dass es an derselben Adresse das Firmenprofil eines „Öz Alanya Döner & Restaurant“ gab. c’t-Redakteur Mirko Dölle erklärt: „Ein Besuch vor Ort bestätigte: Das Öz Alanya ist echt, und nein, dort gibt es kein Gammelfleisch.“ Im Gespräch stellte sich heraus, dass es mit Lieferando keine Probleme gibt. Die diffamierende Anzeige war bekannt und man hatte eine Zeit lang vergeblich versucht, sie aus der Welt zu schaffen.

Nach weiteren c’t-Recherchen konnte sich auch der Pressesprecher von Lieferando Deutschland diese Werbung nicht erklären. Die niederländische Muttergesellschaft von Lieferando, Just Eat Takeaway.com, machte Google-dafür verantwortlich: Ein Algorithmus des Internetkonzerns habe beim automatischen Abgleich der Adresslisten von Lieferandos Partnerrestaurants mit Firmenprofilen auf Google Maps ein Fake-Profil ausgewählt und dann beworben.

Google bestätigte gegenüber c't, dass das beworbene Profil gegen die Richtlinien des Dienstes verstoßen habe und deshalb entfernt wurde. Wer das Firmenprofil der „Kotz Alanya Gammelfleisch GbR“ angelegt hat, verriet Google ebenso wenig wie Details zum obligatorischen Verifizierungsprozess neuer Firmenprofile beziehungsweise zum Abgleich der von Lieferando zur Verfügung gestellten Adresslisten und Firmenprofile bei Google: Da „Kriminelle diese Informationen häufig nutzen, um die Bemühungen [Googles] zu untergraben“, werde man sich nicht zu Details äußern.

„Das nach unseren Erkenntnissen wahrscheinlichste Szenario ist, dass das diffamierende Firmenprofil zunächst von einem enttäuschten Kunden oder einem Konkurrenten zunächst mit dem korrekten Namen ‚Öz Alanya‘ angelegt wurde“, sagt Dölle. So überstand der Eintrag die obligatorische Prüfung, die Google vor der Freischaltung durchführt. Erst als das Profil öffentlich war, änderte der Täter den Firmennamen in „Kotz Alanya Gammelfleisch GbR“. Nach den Google-Richtlinien hätte der Eintrag nun erneut geprüft werden müssen. „Wir vermuten, dass dies entweder automatisiert oder von einer Person ohne ausreichende Deutschkenntnisse passierte, weshalb ‚Kotz‘ und ‚Gammelfleisch‘ nicht als diffamierend und damit unzulässig erkannt wurden“, führt der c’t-Redakteur weiter aus.

Für die Geschädigten stellt sich die Frage, wer für eine solche Diffamierungskampagne verantwortlich ist, schließlich steht hier ein möglicher Schadensersatzanspruch im Raum. Google verweist auf Just Eat Takeaway als Werbetreibenden, der für die Anzeige bezahlt habe. Dort ist man sich jedoch keiner Schuld bewusst, da man das Firmenprofil nicht für die Werbekampagne ausgewählt habe und sieht die Schuld beim Google-Algorithmus, der den Abgleich zwischen Lieferando-Partnerunternehmen und den Firmenprofilen übernimmt.

Google kennt das Problem, man verwende „eine Kombination aus menschlichen Bedienern und branchenführender Technologie, um rund um die Uhr betrügerische Inhalte genau zu überwachen und Muster für potenziellen Missbrauch zu identifizieren“. So seien allein im Jahr 2022 rund 20 Millionen Versuche, gefälschte Firmenprofile anzulegen, verhindert worden. Warum eine „Kotz Alanya Gammelfleisch GbR“ trotzdem nicht aufgefallen ist, bleibt das Geheimnis von Google.

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