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Blutdrucksenker hilft traumatisierten Menschen
Technology Review über den Betablocker Propranolol

Hannover, 23. Juli 2009 - Der Betablocker Propranolol senkt nicht nur den Blutdruck, sondern hilft auch traumatisierten Menschen. Das Medikament schwächt die Intensität an belastende Erinnerungen, schreibt die Zeitschrift Technology Review in ihrer August-Ausgabe.

Menschen, die unter posttraumatischen Belastungsstörungen (PTSD) leiden, können von der Einnahme von Propranolol profitieren. Das blutdrucksenkende Mittel dämpft die Wirkung des Stresshormons Adrenalin nicht nur am Herzen und an Blutgefäßen, sondern auch in der Amygdala. Das ist der Teil des Gehirns, der eine wichtige Rolle bei der Speicherung der emotionalen Komponente von Erinnerungen spielt. Die Erlebnisse selbst werden dabei nicht beeinflusst, weil sie in einem anderen Gehirnteil abgelegt sind.

Der Angsttherapeut Alain Brunet, der in Montreal als klinischer Psychologe an der McGill-Universität arbeitet, hat nicht nur traumatisierte Soldaten mit Propranolol behandelt, sondern auch Vergewaltigungs- und Autounfallopfer. Eine Untersuchung mit 60 Teilnehmern ergab, dass fast zwei Drittel von ihnen nach der Behandlung gemäß den PTSD-Kriterien nicht mehr als traumatisiert gelten. In der Kontrollgruppe, die nur ein Placebo erhalten hatte, waren es lediglich zehn Prozent. "Wir sehen genau so gute, wenn nicht sogar bessere Erfolge als bei Patienten, die eine Verhaltenstherapie bekommen - und das in viel kürzerer Zeit", sagt Brunet. Darüber hinaus stellte sich heraus, dass auch alte, vermeintlich längst konsolidierte Gedächtnisinhalte nachträglich noch abgemildert werden können. Allerdings sind noch weitere Untersuchungen nötig, um das tatsächliche Potenzial dieser Therapie auszuloten.