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Dicke Leitungen für jedermann
Schnellere Zugangswege ins Internet

Hannover, 3. August 1998 - Die meisten Internet-Surfer nutzen noch ihren Telefonanschluß als Zugang zum Netz. Doch die Zeit der analogen Modems scheint sich ihrem Ende zuzuneigen, und selbst ISDN könnte bald im Schatten der neuen Paradepferde der Datenübertragung stehen. c't stellt in der aktuellen Ausgabe 16/98 die Alternativen vor und hat die Übertragungsraten nachgemessen.

Vier verschiedene Techniken treten in Konkurrenz zur herkömmlichen Übertragungsweise über Modem oder ISDN-Karte. Alle versprechen noch nie dagewesene Zugriffsgeschwindigkeiten auf Internet-Inhalte. Da ist zum einen die ADSL-Technik (Asymmetric Digital Subscriber Line, Asymmetrischer Digitaler Teilnehmeranschluß), die die Telekom in mehreren Pilotprojekten testet. Asymmetrisch heißt sie, weil der Anwender die Daten schneller aus dem Netz erhält als er senden kann. Da ADSL nur auf wenigen Kilometern bis zur Telefonvermittlung arbeitet, eignet es sich hervorragend zur Überbrückung der "letzten Meile" zum Nutzer, die sich häufig als Nadelöhr für die Datenströme erwiesen hat. Die herkömmliche analoge oder ISDN-Telefonleitung kann mit ADSL auch weiterhin genutzt werden. Mit Übertragungsraten bis zu 8 MBit/s bietet ADSL beträchtliche Leistungssteigerungen gegenüber einem normalen ISDN-Zugang.

HDSL, eine weitere DSL-Technologie, (High-Bitrate Digital Subscriber Line) ist, im Gegensatz zu ADSL, bereits an vielen Orten Realität. Große Unternehmen wie Banken und Versicherungen, aber auch Schulen und Universitäten nutzen diese Technik: Spezielle HDSL-Modems übertragen auf schlichten Telefonleitungen in beiden Richtungen bis zu 2 MBit/s und ermöglichen die schnelle Kopplung von lokalen Netzwerken. Für den privaten Internet-Nutzer ist diese Technik jedoch wenig interessant.

Die dritte Möglichkeit ist die auf Satellitenfunk basierende Übertragung. Die Internet-Daten aus dem All kommen ungefähr vier mal so schnell auf den Rechner wie über ISDN-Leitungen. Doch der Satellitenzugang ist ein teures Vergnügen. Neben PC und Satelliten-Empfangsanlage sind ein spezieller Tuner, eine PCI-Steckkarte sowie entsprechende Software vonnöten. Da für den Rückkanal die Telefonleitung benötigt wird, kommen zum hohen Einstiegspreis und den laufenden Kosten für den Provider noch die Telefongebühren hinzu.

Last but not least soll der Internet-Zugang künftig auch über das TV-Kabelnetz möglich sein. Dazu benötigt man ein spezielles Kabelmodem, das kaum teurer ist als ein Pendant für die Telefonleitung. Theoretisch übertreffen Kabelmodems die Konkurrenten ADSL und Satellit in der Geschwindigkeit bei weitem. Bis zu 40 MBit/s sind hier möglich. Um diesen Wert zu erreichen, müßten jedoch vielerorts die Kabelnetze umgerüstet werden. Außerdem teilen sich immer mehrere Teilnehmer diese Datenrate. Bei den c't-Messungen waren Satellit und Kabelmodem daher etwa gleich schnell.

Trotz der stellenweise enormen Durchsatzraten der neuen Übertragungsmedien werden weder Modems noch ISDN-Adapter in naher Zukunft aussterben. Für Privatanwender, die ihren Netzzugang hauptsächlich für EMail-Kommunikation, zum gelegentlichen Surfen und für kleinere Downloads benötigen, reicht ein 56-kBit-Modem aus. Häufig ist nicht die Anbindung ans Netz der Engpaß, sondern die Infrastruktur des Internet selbst.

Ein Radiobeitrag zu diesem Thema und O-Töne von c't-Redakteur Axel Kossel sind unter http://www.radioservice.de im Real Audio-Format abrufbar.