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Die große Müdigkeit
Neuer Themenschwerpunkt bei Telepolis

Hannover/München, 17. Juni 1997 - Technisierung, Globalisierung, Vernetzung: Was anderswo als Herausforderung betrachtet wird, scheint weite Teile Europas zu lähmen. Trotz aller Aufrufe zur Innovation und zum Risiko steht laut Telepolis, dem Magazin der Netzkultur, der Kontinent, von dem Industrialisierung und Globalisierung einst ausgegangen ist, mittlerweile fassungslos vor den tiefgreifenden Veränderungen und scheint, von einer großen Müdigkeit ergriffen, in den Schlaf zu fallen.

Am 15. und 16. März 1997 fand im Münchner Marstall die Konferenz über die große europäische Müdigkeit statt. Das Konzept wurde von Elisabeth Schweeger (Marstall) und Florian Rötzer (Telepolis) ausgearbeitet. Organisiert und veranstaltet hat die Konferenz das bayerische Staatsschauspiel "Marstall".

Thematisiert wurden Chancen und Risiken der postindustriellen Gesellschaft: In den USA ist die Arbeitslosigkeit auf 4,8 Prozent zurückgegangen, den tiefsten Stand seit 23 Jahren. Die US-Wirtschaft boomt ebenso, wie die der ostasiatischen Staaten. Singapur und Hongkong gelten vor den USA als die konkurrenzfähigsten Staaten, während Deutschland weit zurückgerutscht ist und sich auf dem 25. Platz, vor Spanien, Österreich oder Ägypten, befindet. Haushaltspolitisch trudelt die Regierung ins Chaos und scheint die Kontrolle verloren zu haben. Mühsam versuchen sich Politiker und Intellektuelle in der Rhetorik des Aufbruchs. Bald ist es schon "political correct" auf die Skeptiker und Pessimisten einzuhauen und überall Chancen zu sehen. Gleichwohl fehlen Visionen, wird im Alltag herumgestochert, fehlt der Schwung und grassiert vor allem die Angst vor der Arbeitslosigkeit.

"Lange genug haben wir schließlich im Zeichen der Postmoderne die Utopien abgeschrieben - jetzt sind wir in der Depression und Melancholie gelandet", äußert sich Telepolis-Redakteur Florian Rötzer und fragt weiter, "was fehlt den Europäern und besonders den Deutschen mit ihrer "deutschen Krankheit"?"

Telepolis veröffentlicht folgende Vorträge der Konferenz in chronologischer Reihenfolge:

  • Die Große Müdigkeit. Einleitendes
    Florian Rötzer
  • Optipessimismus für das 21. Jahrhundert
    Joel de Rosnay
  • Wer nicht träumt, wacht müde auf
    Gundolf Freyermuth
  • Die Zukunft Europas
    Paul Treanor
  • Vor der Dämmerung: der Tornado der Migration
    Marco d'Eramo
  • Theorie der Müdigkeit - Theoriemüdigkeit
    Nobert Bolz

Neben dem neuen Themenschwerpunkt zur großen Müdigkeit, berichtet die Redaktion Telepolis ausführlich über den aktuellen Euro-Gipfel. Ein weiterer Beitrag wird sich mit dem kommerziellen Angebot einer Sekte beschäftigen, Menschen zu klonen. Alle Berichte des Internet-Magazins sind unter www.heise.de/tp/ einsehbar.

Ihr Ansprechpartner für Rückfragen
Florian Rötzer (Redaktion Telepolis)
Telefon: 089/42 71 86-0
Fax: 089/42 71 86-10
E-Mail: fr@heise.de