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Führer der Japanischen Roten Armee waren Stasi-Agenten
Telepolis über bedeutende Funde in den Stasi-Akten

Hannover, 5. November 2010 - Auch wenn Stasi-Unterlagen-Behörde und Regierungskreise das Gegenteil behaupten: In den rund 15.000 Säcken mit zerrissenen Stasi-Akten schlummern noch so manche brisante Verwicklungen, schreibt das Online-Magazin telepolis.de in einer dreiteiligen Artikelserie. Jüngste Funde belegen, dass Führer der Japanischen Roten Armee registrierte Stasi-Agenten waren.

Der Film über das Leben des Top-Terroristen Carlos, der gerade in den deutschen Kinos anläuft, bringt die Nähe der Stasi zum internationalen Terrorismus wieder neu ins Gespräch. "Seit Mitte der 90er Jahre wird in Medien und der Zeitgeschichtsschreibung die Rolle der Stasi im Terrorismus weitestgehend geleugnet. Der Grund: Im Internationalen Terrorismus der 70er und 80er Jahre agierten die Geheimdienste. Und zu denen soll nicht allzu viel aufgedeckt werden", schreibt Telepolis-Autorin Regine Igel. Schließlich agiert ein Geheimdienst nicht autonom, sondern folgt den Anweisungen seiner Regierung.

Die Führer der Japanischen Roten Armee, Fusako Shigenobu und Masao Adachi waren nachweislich Stasi-Agenten, hat Regine Igel recherchiert. Den Akten ist eindeutig zu entnehmen, dass Shigenobu unter dem Decknamen "Bettina" und Adachi unter "Bruno" als IMB tätig waren. Beide lebten seit 1971 für über 30 Jahre in Palästinenserlagern und ließen sich dort paramilitärisch ausbilden. Allerdings unterlag die Kooperation der Japaner mit der Stasi offensichtlich höchster Geheimhaltung, denn die Spuren sind rar. Gerichtsfest wurde ein im April 1977 in Schweden geplanter Anschlag von internationalen Terroristen, an dem Japaner und die Deutsche beteiligt waren. Shigenobu und Adachi gehörten aber genau wie Carlos zweifelsfrei unter der Schirmherrschaft von Stasi/KGB zu den großen Organisatoren, zunächst des internationalen bewaffneten Kampfes, später dann des Terrorismus der 70er und 80er Jahre.

Auch die Terroristinnen Annelie und Verena Becker hatten Verbindungen zur Stasi. So hatte die Stasi bereits früh Interesse an Verena Becker, die sich derzeit gegenüber dem Gericht in Stuttgart-Stammheim dem Verdacht stellt, aktiv an dem Mord des Generalbundesanwaltes Siegfried Buback von 1977 beteiligt gewesen zu sein und Kontakte mit Geheimdiensten gehabt zu haben. So ordnete das Ministerium für Staatssicherheit der jungen Militanten schon im Jahr 1969 die Registriernummer XV/2928/69 zu.

Telepolis-Artikelserie zu aktuellen Stasi-Funden:

Teil 1 (ab 7.11.2010):
Führer der Japanischen Roten Armee waren registrierte Stasi-Agenten
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33602/1.html

Teil 2 (ab 8.11.2010):
Bedeutende Funde sind in Stasi-Akten sehr wohl zu machen
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33603/1.html

Teil 3 (ab 9.11.2010):
Die Schwestern Annelie und Verena Becker
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33604/1.html