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Hohe Spritpreise forcieren Suche nach Alternative
Technology Review über neue Generation von Kraftstoffen

Hannover, 29. September 2005 - Um die Abhängigkeit vom Erdöl zu reduzieren, forschen Mineralölkonzerne und Autohersteller verstärkt an alternativen Treibstoffen. Neben dem schon heute verbreiteten Biodiesel gelten synthetische Kraftstoffe wie GTL (Gas-to-liquids) als besonders viel versprechende Option der nächsten Jahre. Die aktuell hohen Spritpreise dürften diese Entwicklung beschleunigen, schreibt Deutschlands Technologiemagazin Technology Review in seiner Ausgabe 10/2005.

"Bei den gegenwärtigen Preishorizonten für Erdöl werden alternative Kraftstoffe schneller kommen", sagt Leopold Mikulic, Leiter der Motorenentwicklung bei Mercedes. Ähnlich äußert sich Gerd Hagenow, Leiter der Kraftstoffentwicklung bei Shell in Deutschland: Der Anteil alternativer Treibstoffe könne bis 2020 zwischen zehn und zwanzig Prozent erreichen. Wichtige Mineralölkonzerne wie Shell oder ExxonMobil errichten bereits große GTL-Anlagen. Bis 2015 sollen Produktionskapazitäten von knapp 30 Millionen Tonnen pro Jahr aufgebaut sein.

Der heute verbreitetste Alternativ-Kraftstoff Biodiesel krankt vor allem am hohen Flächenbedarf: Aus einem Hektar Rapsfeld kann man etwa 1300 Liter Biodiesel gewinnen. Heute werden bereits 1,3 Millionen Hektar dafür verwendet - und laut dem Finanzministerium dürfte das Potenzial bei 1,5 Millionen Hektar "nahezu ausgeschöpft" sein. Schließlich konkurriert Bio-Sprit vom Feld immer mit anderen Verwendungsmöglichkeiten für das Ackerland, insbesondere der Produktion von Nahrungsmitteln.

GTL dagegen bezeichnet ein Verfahren, bei dem aus Gasen flüssige Kohlenwasserstoffe hergestellt werden, die über das normale Tankstellennetz vertrieben werden können. Auf ähnliche Weise lässt sich auch aus Biomasse (BTL) und Kohle (CTL) flüssiger Treibstoff erzeugen. Besonders interessant daran ist, dass sich die Eigenschaften dieser synthetischen Treibstoffe relativ frei bestimmen lassen. Aus diesem Grund eignen sie sich gut für Versuche der Autohersteller, mit neuartigen Motorkonzepten Verbrauch und Schadstoffemissionen ihrer Fahrzeuge zu reduzieren.

Zudem kann die Ausbeute höher sein: Das Freiberger Unternehmen Choren Industries erhofft sich von seinem BTL-Verfahren den dreifachen Ertrag gegenüber einfachem Biodiesel: 4000 Liter pro Hektar. Als Material können dabei Stroh oder schnell wachsende Hölzer wie Weiden oder Pappeln zum Einsatz kommen. Die Produktionskosten für einen Liter BTL-Diesel sollen in großen Anlagen auf 50 bis 70 Cent sinken. Ohne Berücksichtigung möglicher Steuervorteile wäre Choren damit bei Ölpreisen um 90 Dollar je Barrell zu klassischem Diesel konkurrenzfähig.