Presse-Informationen
c't

  1. heise group
  2. Presse-Informationen
  3. c't

Kommerzialisierung des Wissens
Verwertungsindustrie will Kunden ohne Rechte

Hannover, 17. November 2002 - Die Regeln für den Umgang mit "geistigem Eigentum" werden zurzeit neu definiert. Die geplante Verschärfung des Urheberrechts und die Ausdehnung des Patentwesens auf Software würden zu einem massiven Verlust an frei zugänglichem und nutzbarem Wissen führen, warnt das Computermagazin c't in der aktuellen Ausgabe 24/02.

"Es geht hier schlicht um die Interessen der Verwerter", so c't-Redakteur Jürgen Kuri. "Das neue Rechtssystem soll Medien- und Software-Unternehmen Monopolrenditen sichern und ihre Geschäftsmodelle vor den unerwünschten Folgen neuer Technologien und den Ansprüchen der eigentlichen Urheber abschirmen." Dabei sei besonders die so genannte Public Domain, das frei verfügbare Wissen, gefährdet, auf dessen Nährboden die Urheberschaft erst gedeihen könne. Für kleine und mittlere Unternehmen würde es damit praktisch unmöglich gemacht, weiterhin Software zu entwickeln.

Zugleich arbeitet die Verwertungsindustrie mit ihrer ganzen Lobby-Macht daran, dem Käufer von urheberrechtlich geschützten Produkten bisher selbstverständliche Rechte zu nehmen. Der Gesetzgeber und die Technik sollen es richten: In den USA zum Teil bereits verwirklicht, sind auch in Europa entsprechende Gesetzesänderungen auf dem Weg; im Bundestag haben die Beratungen zur Novellierung des Urheberrechtes begonnen. Die Industrie verlangt ein radikales Verbot der Umgehung von Kopierschutz- und Verschlüsselungstechniken, und sei es nur zu Forschungszwecken.

Die neuen Gesetze würden den Weg ebnen für technische Systeme zum so genannten Digital Rights Management, der zweiten Komponente in der Doppelstrategie der Verwertungsindustrie. "Solche Systeme könnten beispielsweise verhindern, dass sich ein heruntergeladenes Musikstück mehr als dreimal abspielen lässt," erklärt c't-Experte Jürgen Kuri. Der Kunde erwirbt kein Produkt mehr, sondern lediglich begrenzte Nutzungsrechte. Die Industrie verschafft sich die Möglichkeit, ein und dieselbe immaterielle Ware immer wieder zu verkaufen. Auch vor dem Bildungswesen werde die Kommerzialisierung des Wissens nicht Halt machen. (jk)

Hinweis für Hörfunkredaktionen: Ein Radiobeitrag zu diesem Thema sowie O-Töne von c't-Redakteur Gerald Himmelein sind unter 05 11/2 79 15 60 beim c't-Hörfunk- Service abrufbar. Unter www.radioservice.de steht das Angebot für akkreditierte Hörfunkredakteure auch im MP3-Format zum Download bereit.