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Literatur online in Telepolis

Hannover/München, den 17. Dezember 1996 - Noch vor den Weihnachtsfeiertagen und für gemütliche Leseabende am digitalen Kaminfeuer präsentiert Telepolis, das Magazin der Netzkultur, verschiedene Varianten von Online-Literatur dreier interessanter junger Autoren.

  • Helmut Pöll:
    EMail-Roman "Emails von Wilhelm Tell"
  • Eva Anna Welles:
    Kurzgeschichte, "Virtuality, nächtliche Fahrten III"
  • Mark Amerika:
    Hypertext-Fiction "From Grammatron"

Helmut Pölls "Email von Wilhelm Tell" ist ein innovativer Ansatz, die Möglichkeiten des Internet literarisch zu nutzen. In einer Fortsetzungsgeschichte, die von nun an mehrere Monate in Telepolis erscheint, wird die Handlung ausschließlich durch EMails zwischen den beiden Hauptpersonen erzählt.

"Haben Sie schon einmal jemandem mit einer Armbrust einen Apfel vom Kopf geschossen?" Diese Frage findet der Psychotherapeut Dr. Karlow eines Tages unter seinen EMails und entdeckt schon bald, daß sich hinter dem harmlosen Geplapper ein finsterer Mordplan verbirgt. Von nun an verwendet Dr. Karlow sein gesamtes therapeutisches Geschick, um den Mail-Schreiber von seiner Absicht abzubringen. Auch die Leserschaft kann sich mit EMails in die Geschichte einschalten.

Eva Anna Welles hat mit ihrem Erzählband "Nächtliche Fahrten", erschienen im Wiener Frauenverlag, ein beeindruckendes Beispiel moderner Erzählkunst vorgelegt. Ihre Geschichten spielen in einer erkennbaren zeitgenössischen Realität. Die Protagonisten verstricken sich dabei immer tiefer in ihren Sehnsüchten und finden meist ein unheimliches Ende. Subtile Spannungsschauer sind garantiert. In der für Telepolis ausgewählten Geschichte "Virtuality - Nächtliche Fahrten III" ist die Hauptfigur ein echter Computerfreak, der alles, auch Sex, am liebsten von seinem Heim-Terminal aus machen möchte, was ihm schließlich zum Verhängnis wird.

Mark Amerika steht für eine neue Generation postmoderner US-amerikanischer Autoren, deren Stilistik an die Wildheit der Beatnik-Ära erinnert, diese aber mit modernen High-Tech Elementen in Verbindung setzt. Mark Amerikas Spezialität ist es dabei, die Erzählung in eine nicht mehr linear zuzuordnende Folge genialer medienmanipulierter Wort-Träume aufzulösen. Der vorgestellte Text "From Grammatron", Hand mit Bi(t)s(s), entstammt dem in den USA auch als Buch erschienenen "Grammatron" und beschäftigt sich mit den Träumen des alternden Autors Abe Golam, der aus dem 21. Jahrhundert auf die "wilden Anfänge" des WWW zurückblickt.

Über die Autoren:
Helmut Pöll arbeitet als freischaffender Schriftsteller in München. Eva Anna Welles ist freie Autorin und lebt in Klosterneuburg bei Wien. Mark Amerika, zuhause in Boulder/Colorado, lehrt an der Brown University und gibt das WWW-Hypertext-Journal Alt-X heraus.