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Machtarena Berlin: Die unauffälligen Netzwerker
Telepolis über die Netzwerkanalyse am Beispiel Parlament

Hannover, 20. Oktober 2005 - Die Mehrheit der Parlamentarier steht nicht regelmäßig im Rampenlicht und trifft doch wesentliche Entscheidungen. Wer hinter der großen Bühne mit wem berät, sich streitet und sich einigt, haben Klaus Liepelt und Haiko Lietz mit Hilfe der Netzwerkanalyse untersucht und im Online-Magazin Telepolis veröffentlicht.

Die zentrale Machtarena in Berlin lebt von den formellen und informellen Einflussstrukturen, mit denen die Masse der Abgeordneten täglich die Funktionsfähigkeit des demokratischen Systems sichert. So zeugen gemeinsame Zugehörigkeiten zu Institutionen nicht automatisch von Absprachen oder belegen gar geteilte Auffassung. Es geht vielmehr um die Kontakte, die letztlich zur Qualität der parlamentarischen Konsensbildung beitragen.

Der komplexe Charakter der Beziehungen, deren Analyse zum Verständnis der vielen im Parlament ablaufenden Entscheidungsprozesse notwendig ist, setzt den Einsatz eines in der Politikforschung noch neuen Verfahrens der "Netzwerkanalyse" voraus. Es stützt sich auf mathematische Graphen- und Matrizenrechnungen, die erst im letzten Jahrzehnt mit der Verfügbarkeit von großen Rechenleistungen effektiv geworden sind. In ihrer soziologischen Anwendung unterscheidet sich die Netzwerkanalyse fundamental von der konventionellen Auswertung von in Stichproben erhobenen Daten. Es werden nicht Eigenschaften von ausgewählten Einzelpersonen erfasst und repräsentativ statistisch ausgewertet. Vielmehr werden die Beziehungen analysiert, die zwischen allen beteiligten Akteuren (Personen, Institutionen, sozialen Einheiten) in einem geschlossenen System bestehen.

"Wir stehen mit der Analyse des Netzwerks "Parlament" noch am Anfang eines Forschungsvorhabens, das den Veränderungen nachgeht, die die politischen Eliten in Ostdeutschland erfahren haben", schreiben Klaus Liepelt und Haiko Lietz. "Dafür geben - jenseits aller informellen Machtverhältnisse - schon schlichte Verteilungen einen ersten Einblick: Abgeordnete aus den östlichen Bundesländern sind als ordentliche Mitglieder deutlich überrepräsentiert in den kleinen Ausschüssen für Sport und Tourismus und dem für diese Länder wichtigen Infrastruktur-Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Unterrepräsentiert sind ostdeutsche Politiker hingegen im Menschenrechtsausschuss, im Umwelt- und Auswärtigen Ausschuss."

Der 16. Deutsche Bundestag hat im Vergleich zu seinem Vorgänger nicht nur durch Generationenwechsel, sondern besonders auch durch den Einzug der Linkspartei Veränderungen seiner informellen Struktur erfahren. Ob und wie sich der Einfluss der Abgeordneten aus den ostdeutschen Bundesländern verändert und ob die bundesweite Harmonisierung der politischen Einflusssphären weiter voranschreitet, sind nur zwei der vielen Fragen, die mit der Netzwerkanalyse beantwortet werden sollen.

Unter: www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21162/1.html finden Sie den kompletten Artikel von Klaus Liepelt und Haiko Lietz. Klaus Liepelt ist freier Sozialwissenschaftler, Professor für empirische Medien- und Sozialforschung an der Hochschule Mittweida (FH) und Mitbegründer des durch die ARD-Hochrechnungen bekannt gewordenen Bad Godesberger Infas-Instituts.Haiko Lietz ist freier Journalist und Lehrbeauftragter für Netzwerkanalyse an der Hochschule Mittweida (FH). Unter: www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21162/1.html finden Sie den kompletten Artikel von Klaus Liepelt und Haiko Lietz. Klaus Liepelt ist freier Sozialwissenschaftler, Professor für empirische Medien- und Sozialforschung an der Hochschule Mittweida (FH) und Mitbegründer des durch die ARD-Hochrechnungen bekannt gewordenen Bad Godesberger Infas-Instituts.Haiko Lietz ist freier Journalist und Lehrbeauftragter für Netzwerkanalyse an der Hochschule Mittweida (FH).