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Maschinen können Abfälle besser trennen
Technology Review über das Ende des Grünen Punkts

Hannover, 16. März 2004 - Testläufe in Sortieranlagen zeigen, dass Maschinen Abfälle inzwischen besser und billiger trennen können als der Mensch. Das Ende des 1991 eingeführten Grünen Punkts ist deshalb absehbar, schreibt das Technologiemagazin Technology Review in der aktuellen Ausgabe 04/04, die am 18. März erscheint.

Bis zu zwölf Abfallarten müssen die Deutschen derzeit von Hand trennen, so der Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft. Doch die Deutschen sind keineswegs begeisterte Mülltrenner. Die Anteile der "Fehlwurf" genannten Verunreinigungen sind groß und nehmen zu.

Mülltrennung in Sortierfabriken könnte ökonomisch und ökologisch sinnvoll sein. Denn in Tests hat eine automatische Sortieranlage in Essen innerhalb von 53 Stunden mehr Wertstoffe aus 800 Tonnen Restmüll herausgeholt, als die Verpackungsverordnung vorschreibt. Die Fabrik in Essen arbeitet vollautomatisch mit einem etwa 2,4 Kilometer langen und rasend schnellen Fließband, bis auf zehn Meter, wo in Handarbeit Großfolien wie Schlauchboote aus dem Müll geholt werden. Mit der neuen Trenntechnik ließen sich die derzeitigen Umweltstandards also auch ohne gelbe Tonne mehr als erfüllen. "Hätte die heutige Technologie 1991 schon existiert, wäre die Mülltrennung wohl nie eingeführt worden", vermutet Klaus Wiemer, Professor für Abfallwirtschaft und Altlasten an der Universität Kassel.

Mittlerweile laufen neben kleinen Pilotprojekten auch Langzeitversuche im großen Stil. So geschieht seit Anfang März in einigen Kommunen Nordrhein-Westfalens das vermeintlich Skandalöse hochoffiziell: Was Bürger sorgfältig in graue und gelbe Tonnen getrennt haben, wird nach der Abfuhr wieder zusammengeworfen für den bislang umfassendsten Test maschineller Müllsortiertechnik. Restmüll wird zurzeit üblicherweise gar nicht sortiert, ein knappes Drittel wird verbrannt, die übrigen zwei Drittel landen auf Deponien. Ab Juni 2005 ist mit dem schlichten Deponieren jedoch Schluss. Die 61 deutschen Müllverbrennungsanlagen werden dann überfordert sein.

Der grüne Punkt ist unangefochten das meistgenutzte Markenzeichen der Welt. Mehr als 406 Milliarden Verpackungen sind allein in Europa mit dem runden Symbol bedruckt. Das Jahresbudget der Duales System Deutschland AG lag 2003 bei 1,5 Milliarden Euro, finanziert von den Verpackungskonsumenten. Diese zahlen nicht nur die Aufschläge auf die Preise, sondern sie leisten auch kostenlos die Mülltrennung.

Der Heise Zeitschriften Verlag stellt vom 18. bis 24. März auf der CeBIT in Hannover aus: Halle 5, Stand E 38 und Halle 11, Stand D10.