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Memetik und das globale Gehirn
Telepolis mit neuer Serie

Hannover/München, den 19. Dezember 1996 - Telepolis, die Zeitschrift der Netzkultur startet ab sofort eine neue Serie über die Memetik (http://www.heise.de/tp/fco.htm), eine der faszinierendsten, aber auch fragwürdigsten Theorien der Cyberkultur. In der Rubrik "Container" werden Beiträge von renommierten Autoren wie Peter Russell, Richard Brodie, Aaron Lynch, Joel de Rosnay, Francis Heylighen, Howard Bloom oder Charles Lumsden veröffentlicht.

Die Memetik ist eine neue wissenschaftliche Hypothese, verführerische Weltanschauung oder intellektuelle Mode, sie breitet sich vor allem im angloamerikanischen Raum aus und will nahezu alles, was unseren Geist, unsere Wahrnehmung, Vorlieben und Ängste, unsere Kultur, Technik und Zivilisation betrifft, verständlich machen.

Vor 20 Jahren wurde die "Memetik" von dem bekannten Evolutionsbiologen Richard Dawkins begründet. Die Memetik versucht, analog zur Genetik, auf die Ausbreitung von Ideen, Verhaltensweisen und Techniken die aus der Evolutionsbiologie gewonnenen Mechanismen anzuwenden.

Sie geht davon aus, daß es eine der Biosphäre vergleichbare, aber sich aus deren Gesetzen lösende Noosphäre gibt, deren Grundbausteine, die Meme, sich der Gehirne der Menschen bemächtigen und sich über die Medien in Sekundenschnelle ausbreiten können. Weder biologisch noch geistig sind die Menschen also Herr im eigenen Haus.

Die Zeit, so meint Richard Dawkins, und nicht der Speicherplatz sei in den Gehirnen knapp, weil die Menschen nicht mehreres gleichzeitig machen und wahrnehmen können. Meme rivalisieren ständig um den Zugang zur Aufmerksamkeit. Medien sind per se kollektive Aufmerksamkeitssysteme und Memverbreiter. Aus diesem Grund kann jeder Anschluß an sie gefährlich sein.