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Technology Review über Hirnprothesen
Schrittmacher fürs Gedächtnis

Hannover, 27. Juni 2013 – Ein elektronisches Implantat im Gehirn soll Menschen mit Gedächtnisverlust helfen, sich wieder zu erinnern. Der Siliziumchip kann ausge­fallene Nervenzell-Schaltkreise überbrücken, indem er die Signal­verarbeitung gesunder Neuronen imitiert. Experimente mit Affen haben bereits gezeigt, dass sich damit die Erinnerungsfähigkeit verbessern lässt, berichtet das Magazin Technology Review in der aktuellen Juli-Ausgabe .

Seit mehr als 20 Jahren forscht der US-Neurowissenschaftler Theodore Berger von der University of Southern California an der Möglichkeit, mit neuronalen Prothesen Gedächtnis­funktionen wiederherzustellen. Ein Test an Menschen steht zwar noch aus. Tierexperimente mit Ratten und Affen haben aber bereits gezeigt, dass der Chip-Prototyp Informationen wie echte Nervenzellen verarbeiten kann.

Bergers Team hatte dafür Signale im sogenannten präfrontalen Kortex ausgelesen, jenem Teil der Großhirnrinde, der die im Hippocampus erzeugten Erinnerungen aufruft. In diesem Fall waren es Signale, die Erinnerungen an zuvor gezeigte Bilder entsprachen. Anschließend gaben sie den Affen Kokain, das diesen Teil des Gehirns lahmlegt. Über implantierte Elek­troden schickten die Forscher dann den auf einem externen Rechner generierten, korrekten Code an den Präfrontal-Kortex der Tiere. So konnten sie deren Erinnerungsleistung bei der Identifikation der Bilder messbar steigern.

Innerhalb der nächsten zwei Jahre hoffen Berger und Kollegen, den Tieren eine echte Gedächtnisprothese einpflanzen zu können. Sie wollen außerdem unter Beweis stellen, dass ihre Chips auch im Hippocampus funktionieren. Dort könnten sie die ausgefallene Fähigkeit wiederherstellen, Langzeit­erinnerungen zu speichern.

Untersuchungen an Menschen seien ebenfalls schon in der Planung, sagte Berger gegenüber dem Magazin Technology Review.