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Technology Review über die Methode Samsung
Samsung schweigt weiterhin zu Todesfällen

Hannover, 27. Februar 2013 – Familienangehörige von verstorbenen Samsung-Beschäftigten werfen dem koreani­schen Konzern vor, den Tod ihrer Verwandten billigend in Kauf zu nehmen. Bei der Produktion von Halbleitern werden Lösungsmittel und giftige Metalle wie Blei oder Arsen verwendet, die im Verdacht stehen, Krebs auszulösen. Samsung streitet nach wie vor jede Verantwortung ab, berichtet das Magazin Technology Review in seiner aktuellen März-Ausgabe.

Nach Unterlagen der Arbeiterorganisation Samsung Union Group sind bisher 59 Beschäftigte an Krebs gestorben, häufig an Leukämie. Weitere 101 Frauen und Männer sind erkrankt. Vergangenen Sommer verurteilte ein Gericht Samsung in zwei von fünf Fällen erstmals zu Entschädigungszahlungen an Hinterbliebene. Knapp einen Monat danach präsentierte das Unternehmen eine wissenschaftliche Studie der auf Umwelt­fragen spezialisierten US-Beratungsfirma Environ. Die Untersu­chung kam zu dem Ergebnis, dass die Arbeitsbedingungen in Samsungs Fabriken „akzeptierten Standards“ entsprächen. Ein Zusammenhang mit den Todesfällen konnte nicht nachgewie­sen werden. Eine wissenschaftliche Veröffentlichung zu der Studie lehnt der Konzern bis heute ab, da darin Betriebs­geheimnisse verraten werden könnten.

Proteste gegen das Stillschweigen werden unterdrückt. „Sie haben uns schon tätlich angegriffen. Es gab mehrere Verletzte. Sie reißen unsere Plakate herunter, und sie beschimpfen uns auf vulgäre Weise“, berichtet Kim Sung-hwan, Vorsitzender der Samsung Union Group, gegenüber Technology Review. Aus Angst vor Repressalien hält er Namen und Zahl der Mitglieder seiner Organisation geheim. Es handle sich sowohl um Samsung-Mitarbeiter als auch um Angestellte von Zulieferern, sagt er im Interview mit Technology Review. Wer auffliegt, muss damit rechnen, seinen Arbeitsplatz zu verlieren. Auch Ausländer, die mit den Demonstranten in Kontakt treten, werden vom Sicherheitsdienst sofort angegangen. Man fordert sie auf, ihre Identität preiszugeben.

Angesprochen auf die Kritik am koreanischen Mutterkonzern betont Samsung Deutschland-Chef Hans Wienands gegenüber Technology Review seine autarke Position: „Wir begreifen uns als globales Unternehmen mit südkoreanischen Wurzeln, in dem hier bei Samsung Electronics in Deutschland die deutsche Kultur maßgebend ist.“