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Verbote statt Medienkompetenz
Telepolis über groteske Indizierungspraxis für Filme

Hannover, 5. Mai 2009 - Ob Porno- oder Horrorfilm: Jugendliche, die an verbotenen Filmen interessiert sind, laden sich diese einfach aus dem Internet herunter. Wer hingegen als Erwachsener auf legalem Wege indizierte Filme kaufen will, muss eine Reise in ein absurdes Land voller Verbote antreten, die irgendwann erlassen und dann scheinbar vergessen wurden. Das schreibt Hans Schmid Anfang Mai in seinem dreiteiligen Erfahrungsbericht im Online-Magazin telepolis.de. Dabei hinterfragt er die Indizierungspraxis der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien.

Warum gibt es nur gekürzte DVD-Ausgaben von Hitchcocks Psycho, obwohl man den vollständigen Film im Fernsehen sehen kann, dann jedoch durch Werbespots zerstückelt? Warum werden bei uns Filme zum Schutz der Kinder auch dann gekürzt, wenn sie erst ab 18 freigegeben sind? Warum verschwanden aus deutschen Synchronfassungen amerikanischer und italienischer Filme jahrzehntelang die Nazis? Wie kann es passieren, dass anerkannte Meisterwerke der Filmkunst bei uns mit Pornografen, Nazis und Gewaltverherrlichern in einen Topf geworfen werden? Und warum bleiben die Filmkultur und die Informations- und Kunstfreiheit fast zwangsläufig auf der Strecke, wenn sie mit dem behördlich verordneten Jugendschutz kollidieren?

Telepolis-Autor Hans Schmid findet auf all die Fragen nur eine Antwort: "Weil es in Deutschland ein im demokratischen Teil der Welt einmaliges System aus Gesetzen, Verordnungen und Automatismen gibt, das die Jugend schützen soll. Dies kann es aber längst nicht mehr, weil die meisten Jugendlichen klüger sind, als es hierzulande die Polizei erlaubt. Die konkreten Auswirkungen dieser Form von Jugendschutz auf die Erwachsenen dagegen sind mitunter so grotesk, dass man sich verwundert die Augen reibt. Zumal erwachsene Filmliebhaber im benachbarten Ausland anstandslos Filme sehen und sogar kaufen dürfen, die in Deutschland - und nur in Deutschland - verboten sind, weil Verbote billig sind, Bildung und Erziehung aber nicht."

Die Artikelserie finden Sie unter:
Teil 1: www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30145/1.html
Teil 2: www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30160/1.html
Teil 3: www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30161/1.html